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Heiliger Aquilinus

Gebürtiger Würzburger, Kölner Domkanoniker, Märtyrer

* um 970
† um 1015

Gedenktag: 29. Januar

Vor über tausend Jahren wurde in Würzburg ein Mann geboren, der bis heute der einzige Würzburger Heilige ist: Aquilin. Den meisten Einheimischen ist der Mann, der vor 1000 Jahren in Mailand einem brutalen Gewaltverbrechen zum Opfer fiel und dem ein Altar in der Würzburger Innenstadt-Kirche St. Peter und Paul geweiht ist, vermutlich unbekannt. Mit dem Aquilins-Gedenkjahr „1000 Jahre Martyrium" hat sich das aber 2017/18 geändert.

I. Das Leben des hl. Aquilinus

Aquilinus (urspr. Wezelinus) wurde um das Jahr 970 als Sohn einer vornehmen Würzburger Familie in der Südstadt „im Sande" geboren. Manche Quellen nennen Clavus und Aquilia als Eltern, andere berichten, dass die Mutter des Heiligen schon vor seiner Geburt in einer Vision gesehen haben soll, dass ihr Sohn adlergleich sein und etwas Großes vollbringen werde (deshalb der Name Aquilin, der Adlergleiche). Beides ist jedoch nicht gesichert und gehört vermutlich dem Reich der Legende an.

Fromm und bescheiden

Bereits als Junge soll Aquilin ein frommes Leben geführt haben und wurde deshalb von seinen Eltern zum Studium nach Köln geschickt. Dort schloss er sich dem Bischof an, wurde ins Domkapitel aufgenommen und zum Domprobst gewählt. Nach dem Tod seiner Eltern soll er nach Würzburg zurückgekehrt sein, sein gesamtes Erbe verkauft und den Armen gegeben haben. Zurück in Köln wurde der sowohl im Volk als auch bei seinen Mitbrüdern beliebte Kanoniker im Jahr 999 zum Nachfolger von Erzbischof Everger gewählt. Doch Aquilin schlug die Wahl aus und ging nach Paris, das er auf wunderbare Weise von der Pest befreite. Der dortige Bischof nahm ihn als seinen Gehilfen auf und nach dessen Tod wählte man Aquilin zum Nachfolger. Doch auch diesmal floh Aquilin – jetzt nach Pavia in Italien.

Heimtückisch ermordet

Weil er den heiligen Ambrosius sehr verehrte, zog es Aquilin nach Mailand, wo er bei den Kanonikern der Basilika des Hl. Märtyrers Laurentius in San Lorenzo Maggiore unterkam. In Italien kam es wohl zur Umformung des Namens Wezelinus zu Aquilinus. Die Hauptstadt der Lombardei war in den Jahren vor 1018 Schauplatz heftiger politischer und religiöser Auseinandersetzungen. Arianer und Neumanichäer verbreiteten gnostisches Gedankengut und predigten – ganz im Gegensatz zur katholischen Kirche – eine totale Leibfeindlichkeit. Sie negierten die Trinitätslehre und bekämpften Kirche, Priestertum und Sakramente. Aquilin wandte sich voller Elan und Beredsamkeit gegen den Unglauben, Jesus sei nur Mensch, aber nicht Gott. Zwar bekehrte er auf diese Weise viele, machte sich aber zugleich auch erbitterte Feinde.
An einem 29. Januar vor dem Jahr 1018 wurde er schließlich frühmorgens auf dem Weg zur Basilika des heiligen Ambrosius heimtückisch überfallen und mit einem Messerstoß in den Hals getötet. Blutüberströmt soll der Leichnam den ganzen Tag auf der Straße gelegen haben, bis er am Abend von Gepäckträgern aufgefunden und zur Mailänder Basilika San Lorenzo Maggiore gebracht wurde. Dort ruht der auch nach Jahrhunderten fast unverweste, mumifizierte Leichnam Aquilins bis heute in einem Reliquienschrein aus Silber und Bergkristall.

II. Verehrung, Darstellungen und Zeugnisse

In Mailand ist die Aquilins-Verehrung seit Jahrhunderten nachweisbar. Besonderen Aufschwung erhielt die Verehrung im 14. Jahrhundert, als viele Pestkranke auf seine Fürbitte hin geheilt wurden. Die feierliche Erhebung der Gebeine nahm Cardinal-Erzbischof Federico Caccia im Jahre 1647 vor. Daraufhin wurde in der Kirche von San Lorenzo Maggiore in Mailand zu Ehren des Heiligen eine eigene Kapelle erbaut, wo man seinen Leichnam in einem Sarg mit der Inschrift „Des Priesters und Märtyrers Aquilinus unverwester Leichnam" beisetzte. Bei einer Untersuchung der Reliquien im Jahre 1769 fand man den Leib des Heiligen übrigens tatsächlich unverwest und mit einer tiefen Schnittwunde auf der rechten Seite. In Mailand erinnert bis heute ein Umzug an die Auffindung des Leichnams. Alljährlich am 29. Januar geht der Zug von der Via della Palla, dem Ort der Auffindung des Leichnams, bis zur Basilika des Hl. Laurentius; dabei wird ein Fass Öl für die Lampe vor den Reliquien des Hl. Aquilinus mitgeführt. Zudem gilt Aquilinus, dessen Gedenktag die Kirche am 29. Januar feiert, als Patron der Koffer- und Gepäckträger sowie gegen schwer diagnostizierbare Krankheiten. Manchmal findet man ihn auch zusammen mit dem hl. Karl Borromäus als Pestpatron.

Verehrung auch in Würzburg

In Aquilins Heimat setzte die Verehrung erst spät ein. Erst mit dem Erscheinen des zweiten Bandes des Monats Januar der „Acta Sanctorum" im Jahr 1643 wurde man in Franken auf den Gottesmann aufmerksam. Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn erklärte 1665 den 29. Januar zum Gedenktag im Bistum Würzburg und bemühte sich um Reliquien. Erwerben konnte diese erst Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau im Jahr 1705. Weitere Reliquien brachte Bischof Georg Anton von Stahl 1854 aus Mailand mit; diese verbrannten jedoch am 16. März 1945 in der Michaelskirche.

Belebt wurde die Reliquienerwerb vor allem durch die Entstehung von bildlichen Darstellungen in Plastik und Malerei. Die älteste Darstellung ist vermutlich ein Kupferstich von Johann Leypold aus dem Jahr 1653. Dieser wurde zum Urbild aller Aquilin-Bilder und bildete den Startschuss der Verehrung in Würzburg. Über 50 Darstellungen des Heiligen – vornehmlich in der Barockzeit – sind daraufhin entstanden. Zu den bekannteren zählen das lebensgroße Silber-Brustbild auf einem Ebenholzsockel in der Würzburger Marienkapelle, das die Würzburger Bürgersodalität 1715 anfertigen ließ, sowie die Jakob von der Auwera oder Claude Curé zugeschriebene Statue von 1728 am Haupteingang von St. Peter und Paul. Ursprünglich war diese Figur für die Alte Mainbrücke vorgesehen, musste dann jedoch dem Namenspatron von Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn weichen.

Darüber hinaus ist Aquilin auch in den großen Heiligenhimmeln von Neumünster, Hofkirche, Käppele und Ipthausen sowie im Hochchor des Würzburger Kiliansdoms vertreten. Einem Irrtum zuzuschreiben ist übrigens die Figur an der Fassade des Hauses in der Hörleingasse 7 in unmittelbarer Nähe der Peterer Kirche. Eine Gedenktafel weist das Haus als Geburtshaus des Heiligen aus; doch schon die fehlerhafte Inschrift – die Tafel gibt das Jahr 786 als Todesjahr an – sollte stutzig machen. Wissenschaftliche Nachforschungen haben die Inschrift als Legende entlarvt: Sie entstand, nachdem der damalige Hausbesitzer 1705 ein Reliquienpartikel des Heiligen erhalten hatte.

Hauptverehrungsort für den Heiligen ist der Aquilinaltar in der Würzburger Kirche St. Peter und Paul, die seit der Renovierung in neuem Glanz erstrahlt. Die Holzstatue von Andreas Kräml (1987) stellt den Heiligen im tridentinischen Messgewand mit Evangelium, Märtyrerpalme und Dolch im Hals dar. Bis zur Renovierung stand in dem darunter liegenden Tabernakel eine von Michael Amberg gestaltete Reliquienmonstranz mit einem Knochenstück, das Pfarrer Karl-Heinz Albert und einige Pfarreimitglieder 1987 von einer Wallfahrt zum Grab des heiligen Aquilinus in Mailand mitgebracht hatten.

Aus Anlass des 1000-jährigen Martyriums erhält die Diözese im Gedenkjahr 2017 eine neue, bedeutende Reliquie vom Erzbistum Mailand. Dabei handelt es sich um eine Rippe, die dem Leichnam eigens entnommen wurde. Am 29. Januar 2017 haben Bischof Friedhelm Hofmann und der Mailänder Bischofsvikar Monsignore Carlo Faccendini die Reliquie in einem neuen Reliquienschrein beigesetzt, der vom Kunstreferenten der Diözese Dr. Jürgen Lenssen entworfen und der Goldschmiede Engert ausgeführt wurde.

III. Bedeutung und Glaubensbotschaft heute

„Mit der erneuten Übergabe der bedeutenden Reliquie einer Rippe des Heiligen ehrt die Erzdiözese Mailand die Geburtsstadt Würzburg 1000 Jahre nach seinem Martyrium", betont Dompfarrer Domkapitular Dr. Jürgen Vorndran. Biblisch gesehen stehe die Rippe symbolisch für die Erschaffung des menschlichen Lebens. „Wenn Mailand die im Krieg zerstörte Reliquie von 1705 nun durch eine neue ersetzt, gibt das italienische Erzbistum damit ein starkes Zeichen für das Leben und den Glauben eines Mannes, der Opfer eines Gewaltverbrechens wurde und dessen Reliquie in Würzburg durch den Feuersturm des 16. März 1945 zerstört wurde – und nun wieder neu seinen Platz findet: Das Leben und der Glaube sind stärker als alle Gewalt und jeder Krieg!"

Innerliches Abstumpfen, Desinteresse und eine harte Schale können keine Antwort auf die immer neuen Nachrichten von brutaler Gewalt gegen unschuldige Menschen sein, ist Vorndran überzeugt. Vielmehr müssen wir als Christen „dem Mehr an Gewalt in der Welt von heute mit einem Mehr an Liebe begegnen". Wie viele andere Menschen stehe Aquilin, der vor 1000 Jahren einem heimtückischen Angriff zum Opfer fiel, für die Wahrheit, den Glauben und die Gewaltlosigkeit. Die Erinnerung an den Friedensstifter „kann unser Vertrauen stärken, dass kein Friedensdienst umsonst ist. So können wir Trost finden, wenn wir heute die Bilder und Nachrichten vom Tod unschuldiger Menschen an uns heranlassen. Wir dürfen Mitgefühl zeigen. Wir dürfen unser Herz offen halten und unseren Glauben an die Seligpreisungen Jesu stärken: Selig die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden."

Neben dem Gedenken an Menschen, die unschuldig Opfer von Krieg, Terror und Gewalt wurden, stehe Aquilin auch für „Internationalität und die Verbindung von Menschen über Landesgrenzen hinweg", so Vorndran abschließend: „Aquilin war einer, der Grenzen überschritten hat, sein Glaubenszeugnis verbindet Würzburg und Mailand bis heute."

Anja Legge