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Heilige Bilhildis

Klostergründerin und Äbtissin

* um 630 / 655 oder noch später in Veitshöchheim

† um 734 (?) in Mainz

Gedenktag: 27. November

Das Bistum Würzburg war noch nicht gegründet (742), da legte sie schon Zeugnis für den christlichen Glauben und dessen Grundwerte ab. Obwohl ihr Leben nur schemenhaft zu rekonstruieren ist, begegnet die hl. Bilhildis als konsequent handelnde Christin mit einem klaren Ziel vor Augen. So gründete die gebürtige Veitshöchheimerin trotz vieler Widerstände ein Benediktinerinnenkloster in Mainz und widmete ihr Leben der Sorge um Arme und Kranke.

I. Das Leben der hl. Bilhildis

Über das Leben der Heiligen Bilhildis ist – wie so oft in jener Zeit – wenig bekannt. Aus diesem Grund differieren die Jahresangaben in der Forschung zum Teil erheblich. Als Quellen dienen lediglich verschiedene lateinische und deutsche Viten, die gleichwohl stark legendarisch ausgeschmückt wurden und noch dazu in mehreren Fassungen tradiert sind. Die früheste Vita der hl. Bilhildis entstand wohl im 10. Jahrhundert. Viel zur Legendenbildung beigetragen hat auch der Geschichtsschreiber Ignatius Gropp, der 1727 unter dem Titel „Christliche Frühlingsblume Fränkischer Heiligkeit" eine Lebensbeschreibung der Heiligen verfasste.

Diesen Quellen nach stammt Bilhildis (althochdeutsch: „die mit dem Beil Kämpfende") aus einer Höchheimer (Veitshöchheimer) Adelsfamilie; sie war die älteste von drei Töchtern des Grafen Iberin und seiner Frau Mathilda. Wie damals üblich kam Bilhildis bereits als Kleinkind zu Verwandten in Würzburg, wo sie im christlichen Glauben unterrichtet und an eine gottgefällige Lebensweise gewöhnt wurde.

Heirat wider Willen

Angeblich heiratete sie dann gegen ihren Willen den heidnischen Frankenherzog Hetan von Würzburg. Die meisten Historiker identifizieren den genannten „ethan" mit Hetan I., den Bilhildis dann zwischen 654 und 672 geheiratet haben wird; Hetans Sohn Gozbert aus erster Ehe holte übrigens später den heiligen Kilian ins Frankenland. Anderen Forschungen zufolge handelte es sich um Hetan II., was die Lebensdaten der heiligen Bilhildis um ein halbes Jahrhundert nach hinten verschieben würde; demnach hätte sie Hetan II. um das Jahr 718 geheiratet, nach dem Tod von Hetans erster Frau Theodrada im Jahr 716. Wieder andere Experten schließlich vertreten die Meinung, dass Bilhildis weder die Frau von Hetan I. noch von Hetan II. gewesen ist. Die Einreihung in das fränkische Herrschergeschlecht und der Bezug zu Franken seien erst nachträglich konstruiert worden, da das Kloster Altmünster auch Besitzungen in Veitshöchheim, Margetshöchheim und Richelbach hatte.

Doch zurück zur verbreiteten Vita: Als Bilhildis' Gemahl Hetan nun zu einem Feldzug aufbrach, kehrte Bilhildis, die ein Kind erwartete, zunächst zu ihrer Mutter nach Veitshöchheim zurück. Dann reiste sie heimlich per Schiff nach Mainz, wo sie sich unter den Schutz ihres Onkels, Bischof Rigibert, stellte. Dort brachte sie einen Sohn zur Welt – als Taufname werden Sigebertus oder Rigibert genannt –, der aber schon bald starb. Bilhildis blieb in Mainz, sei es weil ihr Mann auf dem Kriegszug gefallen war, sei es weil er sie nicht zurückbegehrte.

Klostergründerin und Äbtissin

Nach dem Tod Hetans wandte sich Bilhildis den Armen und Kranken zu. Mit einem Teil ihres Erbes kaufte sie von Bischof Rigibert in Mainz ein Grundstück und gründete dort zwischen 691 und 734 ein kleines Benediktinerinnenkloster, das zunächst als Hagenmüster (Hohenmünster) bezeichnet wurde. Seit dem frühen Mittelalter ist das Kloster unter dem Namen Altmünster bekannt. Diesem Kloster vermachte Bilhildis ihre sämtlichen Güter. Bis ins 13. Jahrhundert besaß das Kloster deshalb unter anderem Ländereien bei Margetshöchheim.
Bilhilidis stand dem Kloster bis zu ihrem Tod als Äbtissin vor. Klosteranwärterinnen aus ihrer fränkischen Heimat wurden – so heißt es – bevorzugt behandelt. Außerdem berichten die Viten von ihrer Mildtätigkeit gegenüber den Armen der Stadt und von ihrer Sorge um schwangere und kranke Frauen.

Das Schweißtuch Christi

Darüber hinaus soll eine fränkische Fürstin, die nach dem Tod ihres Mannes in das Kloster eingetreten war, der hl. Bilhildis das „Schweißtuch Christi" geschenkt haben; hier soll es sich um das Tuch handeln, dass im Grab Jesu abgesondert von den anderen Grabtüchern gefunden wurde. Bilhildis teilte die wertvolle Reliquie und schenkte einen Teil ihrem Onkel Bischof Rigibert. Der andere Teil des Tuches blieb in Altmünster, wo er in einer bestickten Reliquientasche aufbewahrt wurde. Das Tuch wurde vor allem im 15. Jahrhundert hoch verehrt; zu den Schweißtuchwallfahrten sollen unzählige Pilger gekommen sein. Nach der Auflösung des Klosters Altmünster im Jahr 1781 wurde der Schweißtuch-Altar in das benachbarte Frauenkloster der Weißfrauen gebracht. Nach der Aufhebung dieses Klosters im Jahr 1802, wurden Altar und das Reliquiar beschlagnahmt. Einige Mainzer Bürger kauften die Reliquie zurück und stellten den Altar in der St. Emmeranskirche auf. Es entstand sogar eine „Bruderschaft vom Heiligen Schweißtuch". Nach einigen Umsiedlungen befindet sich das Schweißtuch heute in der Ostkrypta des Mainzer Doms. Neben den beiden Hauptreliquien in Mainz und Aschaffenburg sollen Partikel auch nach St. Stephan in Würzburg gelangt sein.

Tod einer Heiligen

Kurz vor ihrem Lebensende wurde Bilhildis der Legende nach getauft, weil Zweifel an der kirchenrechtlichen Gültigkeit ihrer ersten Taufe aufgekommen waren. So hätten drei Klosterschwestern geträumt, dass die Äbtissin die Sakramente der Taufe und der Firmung noch nicht empfangen habe. Bischof Rigibert riet den Schwestern, zu wachen, fasten und beten; als sich daraufhin die Träume der drei Schwestern bestätigten, spendete der Bischof Bilhildis die Sakramente. Bilhildis starb an einem 27. November, wohl um das Jahr 734. Im Umfeld des aufgebahrten Leichnams sollen sich zahlreiche Wunder ereignet haben. Bilhilids wurde in der Klosterkirche von Altmünster beigesetzt; an ihrem Grab sollen nachts immer wieder brennende Lichter gesehen worden seien.

II. Verehrung und Darstellungen

Die Bilhildis-Verehrung begann vermutlich im 10. Jahrhundert in Mainz; ein erster schriftlicher Nachweis findet sich in einem Kalender eines Mainzer Sakramentars aus der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit wurde die Klostergründerin vermutlich zur Heiligen erhoben; außerdem entstanden die ersten schriftlichen Viten (Lebensbeschreibungen). 1289 errichtete man ihr in ihrem Kloster einen Altar und einen eigenen Reliquienschrein mit einer Kopfreliquie, die übrigens im Jahr 1991 für echt befunden wurde. Nachdem Altmünster 1781 aufgehoben worden war, wurden die Reliquien zunächst in der Mainzer Emmeranskirche aufbewahrt und kamen dann nach 1945 in die Sakristei des Mainzer Doms. Die von Bilhildis gegründete Klosteranlage gibt es nicht mehr. In Mainz erinnern heute nur noch die Bilhildisstraße und die evangelische Altmünster-Kirche an den ehemaligen Kloster-Standort.

In Franken lebte die Bilhildis-Verehrung erst im 18. Jahrhundert auf. In Richelbach (Dekanat Miltenberg) gibt es eine Bilhildis-Kirche. Zentraler Verehrungsort im Bistum ist jedoch Veitshöchheim, der legendäre Geburtsort der Heiligen: 1722 kamen Reliquien der Heiligen von Mainz nach Veitshöchheim, eine Bildildis-Büste wurde gestiftet. Die heute neben dem hl. Vitus als Ortspatronin geführte Heilige wurde auch zur Namensgeberin des Bilhildis-Kindergartens sowie des Bilhildis-Hauses in Veitshöchheim.
Alljährlich am Sonntag nach Christi Himmelfahrt lädt die Pfarrei St. Vitus / Veitshöchheim zur Bilhildis-Prozession ein. Start ist jeweils um 9 Uhr mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche, anschließend Prozession mit der Bilhildis-Büste und dem Allerheiligsten durch den Hofgarten. Am Gedenktag der Heiligen (27. November) findet meist eine abendliche Vesper statt.

Die meisten Darstellungen zeigen die hl. Bilhildis im Äbtissinnengewand oder im Fürstenhermelin mit einem Kirchenmodell in der Hand oder bei der Pflege von Kranken. Die Legende von ihrer späten Taufe machte aus ihr außerdem eine Patronin für die Erwachsenentaufe.

Anja Legge