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Heilige Lioba von Tauberbischofsheim

Missionarin, Äbtissin in Tauberbischofsheim

* um 710 in Wessex, England
† 782 in Schornsheim bei Mainz

Gedenktag: 28. September

Eine der bekanntesten Mitstreiterinnen des hl. Bonifatius (um 672-754) ist die heilige Lioba. Gemeinsam mit anderen Benediktinerinnen folgte sie dem Ruf des „Apostels der Deutschen" und brachte die Frohe Botschaft in Wort und Tat ins Frankenreich. Eine trotz konventioneller hagiographischer Züge einigermaßen verlässliche Lebensbeschreibung ist die „Vita Leobae", die der Mönch Rudolf von Fulda auf Weisung seines Abtes Hrabanus Maurus anlässlich der Übertragung ihrer Gebeine auf den Petersberg im Jahr 836 verfasst hat; angeblich sind in den Bericht Angaben von Schülerinnen Liobas eingeflossen. Außerdem gibt es einen Brief Liobas an Bonifatius aus dem Jahr 732.

I. Leben der hl. Lioba

Lioba kam vermutlich um 710 als Tochter der adeligen Landbesitzer Dynne und Aebbe, die mit dem heiligen Bonifatius verwandt waren, zur Welt. Die Legende erzählt, dass ihre Mutter Aebbe bereits alt war, sich aber sehnlichst ein Kind wünschte. Eines Nachts soll sie geträumt haben, dass in ihrem Schoß eine Kirchenglocke läutete. (Deshalb wird die Hl. Lioba bis heute immer mit einer Glocke dargestellt). Die Eltern deuteten den Traum als Zeichen dafür, dass ihr Wunsch erhört worden war, und beschlossen das verheißene Kind Gott zu weihen. Das Mädchen erhielt den Namen Truthgeba (Gottesgabe), ihr Beiname war Lioba (die Liebe Gebende).

Ein roter Wollfaden

Um 720 schickten Liobas Eltern ihre Tochter zur Erziehung in das berühmte Benediktinerinnenkloster Wimborne in der Grafschaft Dorset, wo seinerzeit rund 500 Frauen lebten. Dort wurde sie in Grammatik und den freien Künsten unterrichtet, las die Heilige Schrift und erhielt eine umfassende literarische und theologische Bildung. Eines Nachts, so berichtet Rudolf von Fulda, soll sie geträumt haben, dass ein roter Wollfaden aus ihrem Mund kommt, den sie mühsam zu einem Knäuel aufwickelte. Eine ältere Nonne deutete den Wollfaden als Zeichen für die Lehre Gottes, die aus ihrem Inneren kommt und die sie durch ihre Taten erfahrbar macht.

Lioba lebte dann in den Klöstern Kent und Minster (Ramsgate), die den hl. Bonifatius bei seiner Missionsarbeit im Fränkischen Reich unterstützten. Lioba kannte Auftrag und Missionswerk ihres Verwandten Bonifatius sehr gut und entwickelte eine rege Zuneigung zu ihm; in einem Brief an den großen Missionar und Bistumsgründer schrieb sie einmal: „Ich bin die einzige Tochter meiner Eltern, und wenn ich dich, so unwürdig ich dessen bin, an Bruder Statt erhalten könnte, wäre ich sehr glücklich, weil ich zu keinem andern Menschen aus meinem Geschlecht ein solches Zutrauen habe wie zu dir".

Missionarin und Äbtissin im Frankenreich

Um 735 folgte Lioba gemeinsam mit Cynehild, Walburga und ihrer Cousine Thekla Bonifatius' Ruf ins Frankenreich. Dieser wollte mit Hilfe der angelsächsischen Ordensfrauen sein Missionswerk zusätzlich festigen und den Glauben tiefer verwurzeln. Bonifatius errichtete mehrere Frauenklöster in Thüringen und im Raum Würzburg, darunter auch das Kloster Tauberbischofsheim. Lioba machte er zur Äbtissin des Klosters Tauberbischofsheim, wo sie vor allem Frauen und Töchter des örtlichen Adels unterrichtete. Unter ihrer Leitung blühte das Kloster rasch auf und entwickelte sich zu einem bedeutenden Kultur- und Bildungszentrum für das ganze Umland. Auch Lioba selbst gründete in den folgenden Jahren mehrere Klöster und errichtete in Tauberbischofsheim eine Klosterschule zur Ausbildung des Lehrerinnennachwuchses. Als Oberleiterin war sie auch für Klöster in der Umgebung zuständig.

Ihr Biograph Rudolf von Fulda beschreibt Lioba als enthaltsam, heiter, geduldig, sanftmütig, gnädig – „vor allem aber befleißigte sie sich der Liebe". „Sie glich im Aussehen einem Engel, ihre Rede war angenehm, ihr Geist klar, ihre Tatkraft groß, ihr Glauben alleinseligmachend, in der Hoffnung war sie geduldig, in der Liebe mitheilend, und obschon sie immer ein heiteres Angesicht hatte, wurde sie nie von zu großer Lustigkeit zum Lachen hingerissen. Eine Verwünschung hörte man niemals aus ihrem Munde hervorgehen, niemals ging die Sonne über ihrem Zorn unter." (Das Leben der heiligen Lioba von Rudolf von Fulda, übersetzt von Dr. Wilhelm Arndt, Berlin, 1863)

Gern gesehener Hofgast

Darüber hinaus soll sie gern gesehener Gast am Hof von Karl dem Großen gewesen sein; die gelehrte Hofgesellschaft schätzte sie wegen ihrer hohen Bildung. In Rudolfs Vita heißt es: „Pippin der König der Franken und seine Söhne Karl und Karlmann hielten sie in großer Verehrung", „die Königin Hildegardis verehrte sie in reiner Liebte und liebte sie wie ihr zweites Ich", „Fürsten liebten sie, Vornehme empfingen sie, Bischöfe nahmen sie mit Freuden auf, unterredeten sich mit ihr über das Wort des Lebens und besprachen mit ihr kirchliche Einrichtungen, da sie in den Schriften sehr gelehrt und vorsichtig im Rat war." (Das Leben der heiligen Lioba von Rudolf von Fulda, übersetzt von Dr. Wilhelm Arndt, Berlin, 1863)

Eine Geschichte aus der Vita der hl. Lioba beschreibt, wie sie eine verheerende Feuersbrunst beim Kloster Tauberbischofsheim in den Griff bekam: Zwar hatte die Bewohner bereits versucht, das Feuer zu löschen, doch der Wind entfachte die Flammen immer mehr. Daraufhin soll Lioba Salz, das der hl. Bonifatius geweiht hatte, in den nahe gelegenen Fluss geschüttet haben. Mit diesem Löschwasser und dem neu entfachten Gottvertrauen war das Feuer in kürzester Zeit gelöscht.

Bevor Bonifatius zu seiner letzten Missionsreise aufbrach, soll er Lioba noch einmal getroffen haben und ihr – in Vorahnung des bevorstehenden Todes – sein Mönchsgewand überreicht haben. Später reiste Lioba oft zum Grab des Hl. Bonifatius nach Fulda, wo sie als einzige Frau Zugang zum Kloster hatte. Wegen zunehmender Altersgebrechen zog sich Lioba schließlich auf das Königsgut Schornsheim zurück, das ihr Karl der Große geschenkt hatte. Lioba starb vermutlich 782 (oder 789) in Schornsheim bei Mainz.

II. Verehrung

Lioba wurde zunächst in der Klosterkirche der damaligen Benediktinerabtei Fulda ganz in der Nähe vom Grab des hl. Bonifatius bestattet. Schon bald kamen die ersten Pilger und verehrten Liobas als Heilige. 836 ließ der Fuldaer Abt und Mainzer Erzbischof Hrabanus Maurus die Gebeine in das neu gegründete Kloster auf dem Petersberg in Fulda überführen; die Kirche wird deshalb im Volksmund auch Liobakirche genannt. Außerdem nahm Hrabanus Maurus die heilige Lioba in sein Martyrologium auf, was einer Kanonisierung gleichkommt. Zum Schutz vor Plünderungen im Bauernkrieg wurden Liobas Reliquien nach Fulda gebracht. Erst seit 1995 ruht das Haupt der heiligen Lioba wieder in der Peterskirche. Bis heute findet dort alljährlich Ende September die Liobawoche statt, deren feierlicher Höhepunkt eine Reliquien-Prozession ist.

Seit den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts trägt eine Schwesterngemeinschaft die heilige Lioba im Namen: 1927 gründete Maria Benedikta Föhrenbach in Freiburg-Günterstal die „Benediktinerinnen von der Hl. Lioba". Den Liobaschwestern ist die Heilige „durch ihr gewinnendes Wesen, ihr Werk und ihre Hingabe an die Aufgaben ihrer Zeit und ihres Umfeldes" ein Vorbild: „Wir sehen in ihr eine tatkräftige und glaubensstarke Frau, die ihren Dienst in der Kirche selbständig und verantwortungsbewusst ausübte." Seit 1995 betreuen die Schwestern auch die Grabeskirche auf dem Petersberg.

An ihrem zentralen Wirkungsort Tauberbischofsheim wurde Lioba zur Stadtpatronin erhoben. Ihrer Fürsprache wird die Verschonung der Stadt während des 2. Weltkriegs zugesprochen; seitdem wird am letzten Samstag im September das Liobafest als Stadtfeiertag gefeiert.

Auch im Bistum Würzburg wurden einige Kirchenbauten dem Patronat Liobas unterstellt, so die St.-Lioba-Kirche im Würzburger Stadtteil Lengfeld oder die Kirche „St. Thekla und Lioba" in Prichsenstadt.

Gedenktag ist der heiligen Lioba ist der 28. September, der Tag der Umbettung der Gebeine in die Bergkirche St. Peter. Dargestellt wird Lioba im Habit der Benediktinerinnen. Häufige Attribute sind Glocke, Evangeliar sowie der Äbtissinnen-Krummstab.

III. Bedeutung

Der Name Lioba – „die Liebe Gebende" – war gewissermaßen das Lebensprogramm der bekannten angelsächsischen Missionarin und Heiligen. „Alles vermögend war ihr Glaube, von großer Geduld erfüllt ihre Hoffnung, dem Nächsten zugewandt ihre Liebe", heißt es in der „Vita Leobae" des Rudolf von Fulda. In eine ähnliche Richtung weist die Legende vom Traum mit dem Wollfaden, der als Zeichen für die große Gottesliebe gedeutet wird, die Lioba weitergeschenkt hat.

Anja Legge