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Mutter Franziska Streitel

Ordensgründerin

* 24. November 1844 in Mellrichstadt
† 6. März 1911 in Castel S. Elia bei Rom

Gedenktag: 9. März

Tiefe Frömmigkeit, Demut, Gottes-, Marien- und Nächstenliebe in heroischem Grade – das sind die Eigenschaften, die zahlreiche Zeugen Mutter Franziska Streitel im derzeit laufenden Seligsprechungsprozess bestätigt haben. Indem sie sich der Armen, Kranken und Waisen annahm, stellte die gebürtige Mellrichstädterin ihr Leben ganz in den Dienst am Nächsten. Zugleich wirkte sie durch ihre Spiritualität dem aufklärerisch-atheistischen Geist einer Zeit entgegen, in der für Gott kein Platz mehr war. Ihre Einsicht, dass Gebet und Arbeit „in gleichen Linien laufen" und tätiges und beschauliches Leben eine Verbindung eingehen müssen, führte schließlich zu einer eigenen Ordensgründung. Heute sind die „Schwestern von der Schmerzhaften Mutter" getreu ihrem Gründungsauftrag „Unterweisen und Heilen" auf mehreren Kontinenten tätig.

I. Das Leben von Mutter Franziska Streitel

Amalia Franziska Rosa Streitel wurde am 24. November 1844 erstes von vier Kindern des königlichen Bezirksamtsmanns Adam Streitel und seiner Frau Franziska Karolina in Mellrichstadt geboren. Ihr Vater galt als gerecht, großmütig und hilfsbereit, ihre Mutter engagierte sich karitativ, indem sie Armen und Kranken Nahrungsmittel brachte. Amalia entwickelte so schon früh ein solidarisches Bewusstsein für die Menschen am Rande der Gesellschaft. Regelmäßig ging die gläubige Familie auch hinaus zur Großenberg-Kapelle, um die sieben Schmerzen Mariens und das Leiden Jesu zu verehren. Bereits im zarten Alter von neun Jahren soll Amalia das Schriftwort beeindruckt haben: „Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen".

Ringen um das Ordensleben

Nach dem Empfang der ersten hl. Kommunion 1857 in Mellrichstadt studierte sie von 1858 bis 1862 im Augsburger Maria-Stern-Institut Französisch und Musik. Da Amalia in ein Kloster eintreten wollte, der Vater seine Tochter jedoch verheiratet sehen wollte, schloss sich ein vier Jahre währendes Ringen an. Weder einem strengen Klausurorden noch einer Krankenpflege-Ordens­gemein­schaft stimmte der Vater zu, und so trat Amalia 1866 in den Konvent der Franziskanischen Schwestern von Maria Stern in Augsburg ein; sie erhielt den Namen Maria Angela. 1868 legte sie die Ordensgelübde ab; obwohl sie darum bat, Kranken helfen zu dürfen, wurde sie im Französischen und in der Musik weitergebildet. Sie wirkte als Lehrerin in Nördlingen, Monheim und Wemding, war Oberin in Altomünster und im Würzburger Elisabethenheim. 1880 wurde Schwester Angela Oberin des Würzburger Marienheims.

Das tätige mit dem beschaulichen Leben verbinden

Doch Gott hatte andere Pläne mit ihr: Im August 1880 hörte sie erstmals die Worte: „Gehe und bitte um Aufnahme im Karmel Himmelspforten." Nach intensivem Gebet und zähem Ringen konnte sie 1882 in den Karmel Himmelspforten übertreten, wo sie den Namen Petra Alcantara vom hl. Josef annahm und ganz in Kontemplation und Gebet aufging. Kaum sechs Monate in Himmelspforten, erhielt sie im Gebet den Auftrag, den Karmel wieder zu verlassen. Schwester Petra rang wieder mit sich und Gott, bis sie schließlich in einer Vision die Berge Alverna (zentraler Gebetsort des hl. Franziskus) und Karmel (Gründungsort des Karmelitenordens) sich einander zuneigen sah und so ihre wahre Berufung erkannte: die Verbindung von Tätigkeit und Kontemplation. Im Dezember 1882 verließ Schwester Petra Himmelspforten und lernte bald darauf Pater Johann Baptist Jordan kennen, der einen weiblichen Zweig für seine 1881 gegründete Katholische Lehrgesellschaft gründen wollte.

Von der Suchenden zur Ordensgründerin

1883 kam Schwester Petra nach Rom, wo sie von Pater Jordan das Ordenskleid und den Ordensnamen Maria Franziska vom Kreuz erhielt. Bald begannen die Schwestern, Waisenkinder in ihrem Haus aufzunehmen und ambulante Krankenpflege in der Stadt zu leisten; in ihrer Sorge um die Ärmsten wollten sie „mit der Schmerzhaften Mutter unter dem Kreuz stehen". Neben diesen karitativen Tätigkeiten lebten die Schwestern in einer „durch Aufklärung und Säkularisation verdunkelten Welt" die Glaubenswahrheiten, um ihre Mitmenschen durch franziskanische Armut, Demut und tätige Nächstenliebe wieder zu Gott führen. So schrieb Mutter Franziska 1883: „Gebet und Arbeit sollen in gleichen Linien laufen und als Doppelschwestern an der Hebung des geistigen und sozialen Elends der Menschheit wirkend, derselben wieder lehren was es heißt ,beten und arbeiten'."
Im Jahr 1885 stellte man fest, dass die Konstitutionen Mutter Franziskas mittlerweile so verschieden von denen Pater Jordans waren, dass man sich entschied, die Schwesterngemeinschaft von der Katholischen Lehrgesellschaft zu trennen. 1885 bestätigte Papst Leo XIII Streitels Neugründung als „Schwestern von der Schmerzhaften Mutter"; geistlicher Direktor wurde Monsignore Georg Jacquemin.

Tod im Ruf einer Heiligen

Die neue Gemeinschaft erlebte großen Aufschwung. 1888 gingen die ersten Schwestern in die USA. Ab 1892 sandte Mutter Franziska Krankenschwestern nach Wien, eröffnete ein Krankenhaus in Lussingrande am Adriatischen Meer und einen Kindergarten in Böhmen. Doch dann kam es plötzlich zu Zerwürfnissen innerhalb der Kongregation: Schon seit 1893 strebte Monsignore Jacquemin danach, nach der geistlichen auch die äußere Ordensleitung zu übernehmen. Aufgrund falscher Anschuldigungen (die erst 1963 bekannt wurden) setzte er Mutter Franziska während ihrer Abwesenheit im April 1896 kurzerhand als Generaloberin ab. Mutter Franziska erduldete auch diesen Schlag und lebte neun Jahre als einfache Schwester im Mutterhaus in Rom. Ab 1905 nahm sie sich verwahrloster Kinder im neu eröffneten Kindergarten in Castel S. Elia, 50 Kilometer nördlich von Rom, an, erteilte Sprachunterricht und besuchte Kranke. Das Volk nannte sie bald „die Heilige".
Am 2. Februar 1911 erlitt Mutter Franziska einen Schlaganfall. Nach der Krankensalbung Ende Februar blieb sie bis zum 4. März „wie in Gott versunken". Mutter Franziska starb am 6. März mit einem Lächeln auf den Lippen. Gleich nach ihrem Tod soll sich ihr Aussehen verjüngt und verschönert haben. Am gleichen Tag bestätigte Papst Pius X. ihre Kongregation.

II. Der Seligsprechungsprozess

Da sich der Ruf von Mutter Franziskas Heiligkeit rasch verbreitete und immer wieder Berichte von wunderbaren Gebetserhörungen eintrafen, wurde im Jahr 1937 ein Selig­sprechungs­prozess eröffnet. Bei der ersten Sitzung im April 1937 erhielt Mutter Franziska den Titel „Dienerin Gottes". Nach Abschluss des Diözesanverfahrens im Jahr 1940 wurden die Akten nach Rom gesandt, 1947 der Apostolische Prozess eröffnet und Franziskaner-Minoriten-Pater Aquilin Reichert zum Postulator ernannt.

Viele Rückschläge

Doch was zunächst so rasch und hoffnungsvoll begann, sollte sich über Jahrzehnte bis heute hinziehen: Pater Aquilins Positio aus dem Jahr 1956 wurde zurückgesandt – der Glaubensanwalt und die Konsultoren bemängelten Lücken im Bericht. In der Folge kam Pater Aquilin nur langsam voran, der Prozess geriet ins Stocken. Nachdem auch die 1964 eingereichte, überarbeitete Positio zurückgewiesen worden war und Pater Aquilin schließlich 1968 verstarb, ruhte der Prozess vollends. Erst 1990 ging es wieder voran: Schwester Theresia Müller wurde mit der Wiederaufnahme des Prozesses beauftragt und zur Postulatorin ernannt. 2003 reichte sie ihre umfangreiche Positio ein, am 27. März 2010 erkannte Papst Benedikt XVI. Mutter Franzsika Streitel den heroischen Tugendgrad zu, womit die erste wichtige Voraussetzung für eine Seligsprechung erfüllt ist.

Das Wunder von Oshkosh

Zweites Kriterium für eine Heiligsprechung ist der Nachweis eines Wunders. Im fraglichen Fall geht es um den Amerikaner Kenneth, der am 14. August 1948 als Jugendlicher bei einem Autounfall in Oshkosh (Wisconsin, USA) lebensgefährlich verletzt wurde und eine rechtsseitige Lähmung erlitt. Nach fünf Wochen im Koma schlug eine Schwester im Krankenhaus ihrer Oberin vor, eine Novene zu Mutter Franziska um Kenneths Heilung zu beten. Die Oberin willigte ein, und die 37 Schwestern des Konvents Oshkosh begannen zu beten: Am ersten Tag der Novene bemerkte die Krankenschwester etwas mehr Ruhe an Kenneth, am fünften Tag reagierte er erstmals auf die Stimme seiner Mutter, am siebten Tag konnte er durch Kopfbewegungen bejahen und verneinen, am achten Tag begann er zu flüstern und am neunten Tag richtete sich Kenneth morgens selbständig im Bett auf und begann zu sprechen. Dann verspeiste er – nach sechs Wochen an Schläuchen – ein gutes amerikanisches Frühstück, streckte dem Arzt den rechten (gelähmten) Arm hin, sprach ihn an und ging am Nachmittag einige Schritte frei im Zimmer umher. Die Ärzte – so heißt es im Bericht – seien sprachlos gewesen und hätten beteuert: „Durch uns kam diese Heilung nicht zustande!"
Dieses Ereignis und die Heilung Kenneths entgegen alle ärztlichen Prognosen war in den Jahren 1951/1952 zunächst Gegenstand eines Diözesanen Wunderprozesses. Von 2002 bis 2005 strengte Schwester Theresia auch den Römischen Wunderprozess an. Nach Verleihung des heroischen Tugendgrads trat die Consulta Medica im Mai 2010 zur Beratung zusammen; doch das vatikanische Ärzte-Team erkannte das Ereignis nicht als Wunderheilung an. Damit ruht der Seligsprechungsprozess von Mutter Franziska Streitel wieder... bis ein neues Wunder geschieht und der Prüfung durch den Vatikan standhält. 

III. Die Schwester von der Schmerzhaften Mutter

Die rund 330 Schwestern von der Schmerzhaften Mutter sind heute auf mehreren Kontinenten tätig. Ihrem Gründungsauftrag „unterweisen und heilen" getreu wollen sie die Botschaft des Evangeliums verkünden und sich im Dienst am Nächsten hingeben. Ihre Hauptaufgabenfelder liegen in den Bereichen Erziehung und Gesundheitsfürsorge für Menschen am Rande der Gesellschaft. In Deutschland bestehen Niederlassungen in Mellrichstadt, Eichstätt, Pullach, Bad Dürrnberg, Gerolfing, Heilsbronn und Abenberg, wo sich auch der Sitz der deutschen Regionalleitung befindet. Mellrichstadt hat als Geburtsort der Ordensgründerin eine Sonderposition inne. Seit 1955 versehen die „Streitel-Schwestern" hier wertvolle Dienste im Altenheim und am Krankenbett, begleiten Trauernde und sind eine wichtige Stütze in der Pfarrseelsorge. Wichtiger Gedenkort ist auch die Großenbergkapelle mit dem Bildnis der Schmerzhaften Mutter als bevorzugter Gebetsraum der Ordensgründerin.

Anja Legge