Amalia Franziska Rosa Streitel wurde am 24. November 1844 erstes von vier Kindern des königlichen Bezirksamtsmanns Adam Streitel und seiner Frau Franziska Karolina in Mellrichstadt geboren. Ihr Vater galt als gerecht, großmütig und hilfsbereit, ihre Mutter engagierte sich karitativ, indem sie Armen und Kranken Nahrungsmittel brachte. Amalia entwickelte so schon früh ein solidarisches Bewusstsein für die Menschen am Rande der Gesellschaft. Regelmäßig ging die gläubige Familie auch hinaus zur Großenberg-Kapelle, um die sieben Schmerzen Mariens und das Leiden Jesu zu verehren. Bereits im zarten Alter von neun Jahren soll Amalia das Schriftwort beeindruckt haben: „Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen".
Ringen um das Ordensleben
Nach dem Empfang der ersten hl. Kommunion 1857 in Mellrichstadt studierte sie von 1858 bis 1862 im Augsburger Maria-Stern-Institut Französisch und Musik. Da Amalia in ein Kloster eintreten wollte, der Vater seine Tochter jedoch verheiratet sehen wollte, schloss sich ein vier Jahre währendes Ringen an. Weder einem strengen Klausurorden noch einer Krankenpflege-Ordensgemeinschaft stimmte der Vater zu, und so trat Amalia 1866 in den Konvent der Franziskanischen Schwestern von Maria Stern in Augsburg ein; sie erhielt den Namen Maria Angela. 1868 legte sie die Ordensgelübde ab; obwohl sie darum bat, Kranken helfen zu dürfen, wurde sie im Französischen und in der Musik weitergebildet. Sie wirkte als Lehrerin in Nördlingen, Monheim und Wemding, war Oberin in Altomünster und im Würzburger Elisabethenheim. 1880 wurde Schwester Angela Oberin des Würzburger Marienheims.
Das tätige mit dem beschaulichen Leben verbinden
Doch Gott hatte andere Pläne mit ihr: Im August 1880 hörte sie erstmals die Worte: „Gehe und bitte um Aufnahme im Karmel Himmelspforten." Nach intensivem Gebet und zähem Ringen konnte sie 1882 in den Karmel Himmelspforten übertreten, wo sie den Namen Petra Alcantara vom hl. Josef annahm und ganz in Kontemplation und Gebet aufging. Kaum sechs Monate in Himmelspforten, erhielt sie im Gebet den Auftrag, den Karmel wieder zu verlassen. Schwester Petra rang wieder mit sich und Gott, bis sie schließlich in einer Vision die Berge Alverna (zentraler Gebetsort des hl. Franziskus) und Karmel (Gründungsort des Karmelitenordens) sich einander zuneigen sah und so ihre wahre Berufung erkannte: die Verbindung von Tätigkeit und Kontemplation. Im Dezember 1882 verließ Schwester Petra Himmelspforten und lernte bald darauf Pater Johann Baptist Jordan kennen, der einen weiblichen Zweig für seine 1881 gegründete Katholische Lehrgesellschaft gründen wollte.
Von der Suchenden zur Ordensgründerin
1883 kam Schwester Petra nach Rom, wo sie von Pater Jordan das Ordenskleid und den Ordensnamen Maria Franziska vom Kreuz erhielt. Bald begannen die Schwestern, Waisenkinder in ihrem Haus aufzunehmen und ambulante Krankenpflege in der Stadt zu leisten; in ihrer Sorge um die Ärmsten wollten sie „mit der Schmerzhaften Mutter unter dem Kreuz stehen". Neben diesen karitativen Tätigkeiten lebten die Schwestern in einer „durch Aufklärung und Säkularisation verdunkelten Welt" die Glaubenswahrheiten, um ihre Mitmenschen durch franziskanische Armut, Demut und tätige Nächstenliebe wieder zu Gott führen. So schrieb Mutter Franziska 1883: „Gebet und Arbeit sollen in gleichen Linien laufen und als Doppelschwestern an der Hebung des geistigen und sozialen Elends der Menschheit wirkend, derselben wieder lehren was es heißt ,beten und arbeiten'."
Im Jahr 1885 stellte man fest, dass die Konstitutionen Mutter Franziskas mittlerweile so verschieden von denen Pater Jordans waren, dass man sich entschied, die Schwesterngemeinschaft von der Katholischen Lehrgesellschaft zu trennen. 1885 bestätigte Papst Leo XIII Streitels Neugründung als „Schwestern von der Schmerzhaften Mutter"; geistlicher Direktor wurde Monsignore Georg Jacquemin.
Tod im Ruf einer Heiligen
Die neue Gemeinschaft erlebte großen Aufschwung. 1888 gingen die ersten Schwestern in die USA. Ab 1892 sandte Mutter Franziska Krankenschwestern nach Wien, eröffnete ein Krankenhaus in Lussingrande am Adriatischen Meer und einen Kindergarten in Böhmen. Doch dann kam es plötzlich zu Zerwürfnissen innerhalb der Kongregation: Schon seit 1893 strebte Monsignore Jacquemin danach, nach der geistlichen auch die äußere Ordensleitung zu übernehmen. Aufgrund falscher Anschuldigungen (die erst 1963 bekannt wurden) setzte er Mutter Franziska während ihrer Abwesenheit im April 1896 kurzerhand als Generaloberin ab. Mutter Franziska erduldete auch diesen Schlag und lebte neun Jahre als einfache Schwester im Mutterhaus in Rom. Ab 1905 nahm sie sich verwahrloster Kinder im neu eröffneten Kindergarten in Castel S. Elia, 50 Kilometer nördlich von Rom, an, erteilte Sprachunterricht und besuchte Kranke. Das Volk nannte sie bald „die Heilige".
Am 2. Februar 1911 erlitt Mutter Franziska einen Schlaganfall. Nach der Krankensalbung Ende Februar blieb sie bis zum 4. März „wie in Gott versunken". Mutter Franziska starb am 6. März mit einem Lächeln auf den Lippen. Gleich nach ihrem Tod soll sich ihr Aussehen verjüngt und verschönert haben. Am gleichen Tag bestätigte Papst Pius X. ihre Kongregation.