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Pater Clemens Fuhl

Augustiner, Ordenserneuerer

* 18. Juni 1874 in Aidhausen (Landkreis Hassberge)
† 31. März 1935 in La Paz (Bolivien)

„Er hat die deutsche Augustinerprovinz geprägt, wie nur wenige vor und nach ihm“, schreibt Augustinerpater Roger Gerhardy in seiner Würdigung „Geliebtes Leben, gelebter Glaube“ über seinen Mitbruder Pater Clemens Fuhl. Die große Lebensleistung des einfachen Töpfersohns aus Aidhausen bestand im erfolgreichen Bemühen um den Ordensnachwuchs und der Fortsetzung des Werks seines Vorgängers. Pater Clemens Fuhl gilt neben Pater Pius Keller als größter Förderer und Erneuerer des Augustinerordens in Deutschland.

I. Leben und Wirken von Pater Clemens Fuhl

Pater Clemens Fuhl wurde am 18. Juni 1874 als Vinzenz Fuhl in Aidhausen (Landkreis Hassberge) geboren. Nach dem Tod seines Vaters im Alter von nur 40 Jahren, geriet die Landwirts- und Töpfermeisterfamilie, die insgesamt sechs Kinder zählte, in große finanzielle Schwierigkeiten. „Einmal sah Vinzenz seine Mutter weinen. Als er sie nach dem Warum fragte, musste sie ihm gestehen, kein Brot mehr für ihre Kinder im Haus zu haben.“ (Pater Roger Gerhardy) Nur dank der Vermittlung des Ortspfarrers Georg Weimer bekam Fuhl 1888 einen Freiplatz im Studienseminar in Münnerstadt. Dort lernte er Pater Pius Keller kennen, dessen „geistiger Sohn“ und Nachfolger er wurde.

1893 legte Fuhl in Münnerstadt das Abitur ab, trat in den Augustinerorden ein und nahm den Ordensnamen Clemens an. Nach dem Studium der Theologie in Würzburg wurde er 1897 zum Priester geweiht und stieg sukzessive in die Führungsriege des Ordens auf: Er wurde Novizenmeister, Provinzsekretär, Klerikermagister und schließlich Prior in Münnerstadt, Religionslehrer am dortigen Gymnasium sowie Direktor der Ritaschwestern. Obwohl Pater Clemens äußerlich Karriere machte, ist er „innerlich der kleine Vinzenz geblieben, der darum weiß, wie hart es ist, wenn eine Mutter für ihre Kinder nicht genug zu beißen hat“, schreibt Gerhardy. Augenzeugen und Biographen beschrieben ihn als demütig, treu, hilfsbereit, anspruchslos und fromm.

1920, 1924 und 1927 wählten ihn seine Mitbrüder zum Provinzial. Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass die deutschen Augustiner nach Jahrzehnten der Flaute endlich wieder einen Mitgliederanstieg verzeichnen konnten. Pater Clemens Fuhl errichtete in vier Klöstern neue Internate, außerdem Brüderschulen in Würzburg und Münnerstadt. Auch den 2013 aufgelösten Konvent in Messelhausen hat Pater Clemens Fuhl gegründet. Die Zahl der Laienbrüder wuchs von 50 auf 156 an, was den größten Zuwachs an Ordensmitgliedern in der Geschichte der deutschen Augustiner bedeutet.

Auf Geheiß des Provinzials Fuhl gingen 1922 die ersten deutschen Augustiner nach Nordamerika. Grund für die gewagte Unternehmung war, dass man Geld für den rasant wachsenden Orden verdienen musste. Zunächst errichteten die Augustiner eine Vizeprovinz, 1968 dann die Provinz Sankt Joseph mit Häusern in den USA und Kanada. 1929 reiste Pater Clemens zum zweiten Mal nach Nordamerika, um seine Mitbrüder zu visitieren – und die Leitung der Heimatprovinz niederzulegen. Fortan wollte Fuhl einfach nur Seelsorger sein.

Doch es kam anders: 1931 wurde Pater Clemens in Rom zum Ordensgeneral und damit zum Leiter des gesamten Augustinerordens bestellt. Obwohl er mit nur einem Lungenflügel ohnehin schon schwer lungenkrank war, nahm Fuhl seine Aufgabe wie gewohnt ernst. Im Alter von 60 Jahren reiste er 1935 nach La Paz (Bolivien), um dort holländische Augustiner zu besuchen. Mit dem Zug machte er sich in die mit 3700 Metern höchstgelegene Hauptstadt der Welt auf. Doch auf dem Weg dorthin schlug die Höhenkrankheit Soroche zu. Bereits bewusstlos wurde Pater Clemens Fuhl per Expresswagen nach La Paz gebracht und starb schließlich am 31. März 1935 an einer Lungenlähmung infolge des Soroche. Seine sterblichen Überreste wurden in der Gruft der Franziskaner in La Paz beigesetzt und 1953 nach Würzburg überführt. Dort ruhen sie in einer Seitenkapelle der Augustinerkirche.

II. Der Seligsprechungsprozess

Sofort nach Pater Clemens Tod soll in seiner Sterbeklinik ein erstes Wunder auf seine Fürsprache hin geschehen sein, als nämlich eine Schwester urplötzlich von einem schweren Rheumaleiden geheilt wurde. Dies und der anhaltende Ruf der Heiligkeit führten dazu, dass der Bischof von Würzburg schließlich im Jahr 1962 einen Seligsprechungsprozess anstieß.

Bereits 1965 wurden die Akten aus dem Bischöflichen Verfahren nach Rom übersandt. Das Römische Verfahren begann 1974, im Jahr 1998 übergab Dominikanerpater Ambrosius Eßer die Positio. Nach eingehender Prüfung der Unterlagen – zu denen auch rund 4000 Briefe Fuhls in vier Sprachen gehören – wurde dem Augustiner im Dezember 2013 der heroische Tugendgrad zuerkannt. Die Auszeichnung bildet nicht nur eine wichtige Etappe im Seligsprechungsprozess, sondern hat auch zur Folge, dass der Kandidat nun offiziell verehrt werden darf.

Zur Seligsprechung von Pater Clemens Fuhl fehlt nun „nur“ noch ein Wunder. Von den eingegangenen Gebetserhörungen hat der inzwischen verstorbene Pater Gebhard Maulhard, Vize-Postulator in den Jahren 1994 bis 2013, zwei für besonders aussichtsreich gehalten: Zum einen die eingangs erwähnte Heilung der Schwester in Pater Clemens’ Sterbeklinik. Zum anderen die Heilung einer Ordensschwester, die im Jahr 1938 in den USA von einer unheilbaren Rückenmark-Tuberkulose genesen ist.

Anja Legge