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Schwester Maria Julitta Ritz

Erlöserschwester, Mystikerin

* 24. September 1882 in Uissigheim bei Tauberbischofsheim
† 13. November 1966 in Würzburg

Gedenktag mit Gottesdienst: Samstag vor dem 13. November

Auf den ersten Blick bringen die Lebensdaten der Erlöserschwester Maria Julitta Ritz nichts Auffälliges. Doch der Reichtum von Julittas Wirken liegt in der Stille: Leben, Wirken und Schriften der Erlöserschwester offenbaren eine intensive, mystische Gottesbeziehung, die sich in einer tiefen Freude äußerte. Die innige Gottesnähe verband sich mit charismatischer Weltzugewandtheit, großer Nächstenliebe und dem bedingungslosen Mut zum Dienen. Seit 1982 läuft der Seligsprechungsprozess für Schwester Julitta, 2011 erkannte ihr Papst Benedikt XVI. den heroischen Tugendgrad zu. In die entscheidende Phase kommt das Verfahren dann, wenn ein anerkanntes medizinisches Wunder vorliegt.

I. Das Leben von Schwester Maria Julitta

Schwester Maria Julitta wurde am 24. September 1882 als Theresia Eleonora Ritz und siebtes von zehn Kindern der Bauersleute Alois und Maria Eva Ritz in Uissigheim bei Tauberbischofsheim geboren. Beide Eltern waren tiefreligiös und so erinnert sich Julitta auch später noch lebhaft an den Moment, als ihre Mutter ihr erstmals von Gott erzählte, was in ihr eine „große Freude über die Existenz Gottes bewirkte und zugleich ein starkes Verlangen wachrief, diesem Gott mein Leben lang recht treu zu dienen". 1894 bezog die Familie ein Gut auf dem Schleehof bei Veitshöchheim. Dort half Theresia im Sommer in der Landwirtschaft, im Winter besuchte sie die Handarbeitsschule der Sternfrauen.

1895 empfing sie die Erste Heilige Kommunion in Veitshöchheim und empfand diese schon damals als „Schutzmittel gegen die Sünde und Trost und Kraft, mit meinen Eltern die schweren Opfer und zeitlichen Sorgen als tägliches Kreuz ruhig und gerne zu tragen." Zu diesen Sorgen zählte auch der Tod von sechs der insgesamt zehn Geschwister. Bedeutsame Kindheitserlebnisse waren außerdem die Ordenseintritte der beiden älteren Schwestern Maria Josephine, die 1894 bei den Freiburger Vinzentinerinnen eintrat und Lina Thekla, die 1902 als Schwester Maria Vinziana ihre Profess bei den Töchtern des Allerheiligsten Erlösers (Erlöserschwestern) in Würzburg ablegte.

Frühe Berufung und erste Krise

Auch Theresia war sich ihrer Ordensberufung schon früh bewusst und trat am 15. Mai 1901 bei den Erlöserschwestern ein. In den Jahren 1902 bis 1905 wurde sie an der Aschaffenburger Lehrerinnenbildungsanstalt zur Grundschullehrerin ausgebildet, 1905 fand die feierliche Einkleidung statt, bei der sie den Ordensnamen Maria Julitta erhielt. Bis 1908 unterrichtete sie als Volksschullehrerin in Obernau bei Aschaffenburg, 1909 kam sie nach Lülsfeld an die dortige Haushaltungsschule im Kloster Maria Schnee.
Kaum hatte Schwester Julitta im Oktober 1906 ihre Profess im Mutterhaus abgelegt, machte sich 1907 urplötzlich eine „innere Trockenheit" breit – Schwester Julitta geriet in eine tiefe Krise. Nach deren Durchschreiten habe sich Julitta jedoch völlig erneuert gefühlt und als „Werk der göttlichen Gnade" empfunden.

Maria und Martha zugleich

1910 berief die Ordensleitung Schwester Julítta ins Mutterhaus, wo sie über 30 Jahre hinweg als Lehrerin an der Ausbildungsschule des Ordensnachwuchses wirkte. Über die Jahre war die tiefspirituelle Frau zur Erkenntnis gelangt, dass man Maria und Martha zugleich sein müsse: „dem Herrn anhangen und den Mitmenschen dienen und sie für Gott gewinnen". Genau dies tat sie im gewissenhaft, treu und fröhlich versehenen Schuldienst, wobei sie ein erstaunlich breites Fächerspektrum von Geschichte über Französisch, Stenographie, bis hin zu Biologie und Geographie abdeckte. Neben der stofflichen Vermittlung strebte sie vor allem die Erziehung zur Wahrhaftigkeit an.
Nach dem Ersten Weltkrieg entstand der Kontakt zu dem Salzburger Theologieprofessor Pater Dr. Alois Mager OSB, der als Wegbereiter eines neuen Mystikverständnisses gilt und für Schwester Julittas Weg von besonderer Bedeutung war. Auf seine Anregung hin schrieb sie ihre bis 1924 abgeschlossenen Aufzeichnungen nieder, die zu den wichtigsten autobiographischen Quellen gehören. Sie beschreibt darin die ihr zuteil gewordenen „mystischen Gebetsgnaden" und gibt wertvolle geistliche Impulse.

Treuer Dienst an Gott und den Menschen

Schwester Julittas Lehrtätigkeit nahm ein jähes Ende, als diese 1940 durch das NS-Regime verboten wurde. Der Dienst an der Klosterpforte in der Ebracher Gasse wurde ihre berufliche Hauptaufgabe. Die besondere Sorge der Pfortenschwester galt den Armen, heimkehrenden Soldaten und Flüchtlingen. Außerdem gingen zunehmend auch schriftliche Hilfsgesuche bei Schwester Julitta ein, die sie stets umgehend beantwortete und mit persönlichen Worten begleitete. Zwei Jahre vor der verheerenden Bombardierung Würzburgs sah Julitta in einer Vision die Zerstörung des Mutterhauses voraus, die sich am 16. März 1945 bewahrheitete. Die Schwestern suchten Zuflucht im Kloster Heidenfeld und konnten erst im Oktober 1946 ins Mutterhaus zurückkehren. Von diesem Zeitpunkt an brandeten die Wellen der Not noch stärker aus dem Trümmermeer heran: Scharen Hilfesuchender kamen in die Ebracher Gasse, und jedem einzelnen soll Julitta das Gefühl unbedingter schwes­terlicher Anteilnahme und völliger Hingabe gegeben haben, ob nun durch Hilfe im Gespräch oder Lebensmittel. Ihr ganzes Tun – so berichten Zeitzeugen – sei von der Liebe geprägt gewesen sein, getreu ihrem Lebensmotto: „Gehen Sie den Weg der Liebe; er ist nicht schwer!" Für die vielen Notleidenden in Mittel- und Ostdeutschland rief Julitta zudem einen Paketnotdienst ins Leben. Trotz knapper Mittel schickte sie zeitweilig bis zu zehn Pakete am Tag ab und versorgte so zahlreiche Familien mit dem, was sie am dringendsten benötigten.

Heimgeholt von Gott

In den Jahren 1953 und 1954 durchlebte Schwester Julitta nochmals eine tiefe Erfahrung mit „wüsten Attacken dämonischer Kräfte", was sie aber nur noch stärker und freudiger machte. Nach einer Lungenembolie mit Herzinsuffizienz im September 1966 erwartete sie schließlich freudig den Tod. Zeitlebens war sie darauf vorbereitet; so schrieb sie schon 1912 über die Todesstunde: „Dein Gott selbst holt dich heim! O glückliche Stunde, glücklicher Augenblick, der mich von der Zeit versetzen wird in die Ewigkeit!" Schwester Julitta starb am 13. November 1966. Eine Mitschwester berichtete: „Das Angesicht wurde jugendfrisch, und es leuchteten aus ihm wieder die schönen, hellblauen Augen (...). Ihr offener, verklärter Blick verlor sich in der Ferne."

II. Der Seligsprechungsprozess

Schon bald nach ihrem Tod zog Julittas Ruf der Heiligkeit immer weitere Kreise, so dass im Jahr 1982 ein Antrag auf Seligsprechung gestellt wurde. Wenig später, am 26. Januar 1983, fand die Erhebung der Gebeine sowie am 21. Mai 1983 die feierliche Beisetzung in der Vorhalle der Mutterhauskirche durch Bischof Dr. Paul-Werner Scheele statt. Im März 1986 wurde dann das Diözesane Verfahren eröffnet, zum Postulator wurde Augustiner-Pater Ildefons Dietz ernannt. 1993 übernahm Pallotiner-Pater Dr. Heribert Niederschlag den Posten; er brachte das Bischöfliche Erhebungsverfahren 1994 zum Abschluss und sandte die Akten an die Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen. Im März 1995 wurde daraufhin der Römische Prozess eröffnet; Postulator war zunächst Dr. Zygmunt Zimowski, im Jahr 2002 übernahm Monsignore Dr. Krysztof Nykiel diese Aufgabe. Im November 2004 übergab Nykiel die fertiggestellte Positio an Bischof Dr. Friedhelm Hofmann.

Warten auf ein Wunder

Seit dieser Zeit ruht der Prozess um die Seligsprechung von Schwester Julitta Ritz, da noch kein bestätigtes Wunder in die Akten aufgenommen werden konnte. Dessen ungeachtet wird bis heute viel am Grab der mystisch begnadeten Schwester gebetet. Seit dem Tod Julittas sind zudem rund 3000 Briefe aus dem In- und Ausland eingetroffen, die voller Dankbarkeit von Gebetserhörungen berichten, bestätigt Schwester Veronika Stauch, Generaloberin der Würzburger Kongregation der Schwestern des Erlösers von 1995 bis 2007 und engagierte Leiterin des Julitta-Archivs. Am 19. Dezember 2011 erkannte Papst Benedikt XVI. Schwester Julitta Ritz den heroischen Tugendgrad zu. In die entscheidende Phase kommt das Seligsprechungsverfahren dann, wenn ein anerkanntes medizinisches Wunder bestätigt wird.

„Der liebe Gott war in ihr"

Im Prozessverlauf sind 67 Zeugen vernommen worden, die Schwester Julitta persönlich kannten und Aussagen über ihr Wirken und Tugendleben zu Protokoll gaben. Unter ihnen befinden sich Mitschwestern, Schülerinnen, Geistliche und Laien gleichermaßen. Sie alle attestierten Schwester Julitta tiefe Gottverbundenheit, innere Sammlung und völlige Zuwendung ihren Mitmenschen und deren Nöten gegenüber. Sie zeichnen das Bild einer heiligmäßigen Frau, der große mystische Gnaden zuteil wurden.
So beschreiben beispielsweise drei ehemalige Schülerinnen Schwester Julitta als „gütige, gute, gewissenhafte, ausgeglichene Lehrerin, die nie die Nerven verlor". Hilfesuchende, die seinerzeit an die Pforte des Mutterhauses klopften, waren tief beeindruckt von ihrer Präsenz, Gottnähe und Menschenliebe; ein aus der Gefangenschaft entlassener Heimkehrer charakterisierte Schwester Julitta mit den Worten: „Ja, sie konnte ins Herz gucken. Sie schaute die Menschen nur an und wusste, was mit ihnen los ist. Der liebe Gott war in ihr. Das strahlte und sah aus ihr heraus. Gott wirkte in ihr und durch sie."
Auch von der großen mystischen Begnadung Julittas zeigten sich viele Befragte tief beeindruckt. Ein Priester – so heißt es – habe in den Gesprächen mit ihr über das Geheimnis des dreifaltigen Gottes „den Eindruck gewonnen, sie schaue das, was wir im Studium über dieses Geheimnis gelernt hatten". „Ihre Beziehung zu Gott und zur Umwelt war (...) ein Ineinander. Sie war ganz an Gott hingegeben und ich hatte den Eindruck, sie lasse ihn einfach gewähren."

„Hin zu Gott" – Schwester Julittas Schriften

Im Zuge des Seligsprechungsverfahrens wurden auch Schwester Julittas umfangreiche Schriften eingehend geprüft. Dies beginnt mit über 500 kleineren Schriftstücken, meist Karten, in denen sie den Eingang von Messstipendien bestätigte. Stets fügte sie ein oder zwei Sätze mit griffigen Glaubenswahrheiten hinzu, die viele Empfänger jahrzehntelang aufbewahrt haben. Hinzu kommen verschiedene Schriften, die Schwester Julitta meist auf Aufforderung von außen anfertigte: Der 78-seitige „Geistliche Blumenstrauß" ist eine Zusammenstellung einzelner Lehrsätze aus Schultagen. Die Schriften „Kleine Anweisung fürs Innenleben", „Gottes Gnadenwirken in meiner Seele" sowie „Gebetsleben" sind zumeist Frucht der ausgedehnten Briefpastoral Julittas und wurden für viele Menschen wichtige Handreichung im christlichen Alltag. Gerade die zahlreichen visionär-mystischen inneren Erlebnisse legen lebhaftes Zeugnis darüber ab, welch zutiefst glücklicher und von Gott erfüllter Mensch Schwester Julitta gewesen sein muss. Die zehn Hefte „Hin zu Gott. – Geistliche Blumenlese" schließlich wollen „Lesefrüchte, Erleuchtungen und Belehrungen auf Weg zur Gottvereinigung" geben.

Anja Legge

Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele setzt sich seit langen Jahren sehr für die Verehrung von Schwester M. Julitta Ritz ein. Einen Überblick über seine zahlreichen Bücher und Schriften zum Thema finden Sie hier.