Schwester Maria Julitta wurde am 24. September 1882 als Theresia Eleonora Ritz und siebtes von zehn Kindern der Bauersleute Alois und Maria Eva Ritz in Uissigheim bei Tauberbischofsheim geboren. Beide Eltern waren tiefreligiös und so erinnert sich Julitta auch später noch lebhaft an den Moment, als ihre Mutter ihr erstmals von Gott erzählte, was in ihr eine „große Freude über die Existenz Gottes bewirkte und zugleich ein starkes Verlangen wachrief, diesem Gott mein Leben lang recht treu zu dienen". 1894 bezog die Familie ein Gut auf dem Schleehof bei Veitshöchheim. Dort half Theresia im Sommer in der Landwirtschaft, im Winter besuchte sie die Handarbeitsschule der Sternfrauen.
1895 empfing sie die Erste Heilige Kommunion in Veitshöchheim und empfand diese schon damals als „Schutzmittel gegen die Sünde und Trost und Kraft, mit meinen Eltern die schweren Opfer und zeitlichen Sorgen als tägliches Kreuz ruhig und gerne zu tragen." Zu diesen Sorgen zählte auch der Tod von sechs der insgesamt zehn Geschwister. Bedeutsame Kindheitserlebnisse waren außerdem die Ordenseintritte der beiden älteren Schwestern Maria Josephine, die 1894 bei den Freiburger Vinzentinerinnen eintrat und Lina Thekla, die 1902 als Schwester Maria Vinziana ihre Profess bei den Töchtern des Allerheiligsten Erlösers (Erlöserschwestern) in Würzburg ablegte.
Frühe Berufung und erste Krise
Auch Theresia war sich ihrer Ordensberufung schon früh bewusst und trat am 15. Mai 1901 bei den Erlöserschwestern ein. In den Jahren 1902 bis 1905 wurde sie an der Aschaffenburger Lehrerinnenbildungsanstalt zur Grundschullehrerin ausgebildet, 1905 fand die feierliche Einkleidung statt, bei der sie den Ordensnamen Maria Julitta erhielt. Bis 1908 unterrichtete sie als Volksschullehrerin in Obernau bei Aschaffenburg, 1909 kam sie nach Lülsfeld an die dortige Haushaltungsschule im Kloster Maria Schnee.
Kaum hatte Schwester Julitta im Oktober 1906 ihre Profess im Mutterhaus abgelegt, machte sich 1907 urplötzlich eine „innere Trockenheit" breit – Schwester Julitta geriet in eine tiefe Krise. Nach deren Durchschreiten habe sich Julitta jedoch völlig erneuert gefühlt und als „Werk der göttlichen Gnade" empfunden.
Maria und Martha zugleich
1910 berief die Ordensleitung Schwester Julítta ins Mutterhaus, wo sie über 30 Jahre hinweg als Lehrerin an der Ausbildungsschule des Ordensnachwuchses wirkte. Über die Jahre war die tiefspirituelle Frau zur Erkenntnis gelangt, dass man Maria und Martha zugleich sein müsse: „dem Herrn anhangen und den Mitmenschen dienen und sie für Gott gewinnen". Genau dies tat sie im gewissenhaft, treu und fröhlich versehenen Schuldienst, wobei sie ein erstaunlich breites Fächerspektrum von Geschichte über Französisch, Stenographie, bis hin zu Biologie und Geographie abdeckte. Neben der stofflichen Vermittlung strebte sie vor allem die Erziehung zur Wahrhaftigkeit an.
Nach dem Ersten Weltkrieg entstand der Kontakt zu dem Salzburger Theologieprofessor Pater Dr. Alois Mager OSB, der als Wegbereiter eines neuen Mystikverständnisses gilt und für Schwester Julittas Weg von besonderer Bedeutung war. Auf seine Anregung hin schrieb sie ihre bis 1924 abgeschlossenen Aufzeichnungen nieder, die zu den wichtigsten autobiographischen Quellen gehören. Sie beschreibt darin die ihr zuteil gewordenen „mystischen Gebetsgnaden" und gibt wertvolle geistliche Impulse.
Treuer Dienst an Gott und den Menschen
Schwester Julittas Lehrtätigkeit nahm ein jähes Ende, als diese 1940 durch das NS-Regime verboten wurde. Der Dienst an der Klosterpforte in der Ebracher Gasse wurde ihre berufliche Hauptaufgabe. Die besondere Sorge der Pfortenschwester galt den Armen, heimkehrenden Soldaten und Flüchtlingen. Außerdem gingen zunehmend auch schriftliche Hilfsgesuche bei Schwester Julitta ein, die sie stets umgehend beantwortete und mit persönlichen Worten begleitete. Zwei Jahre vor der verheerenden Bombardierung Würzburgs sah Julitta in einer Vision die Zerstörung des Mutterhauses voraus, die sich am 16. März 1945 bewahrheitete. Die Schwestern suchten Zuflucht im Kloster Heidenfeld und konnten erst im Oktober 1946 ins Mutterhaus zurückkehren. Von diesem Zeitpunkt an brandeten die Wellen der Not noch stärker aus dem Trümmermeer heran: Scharen Hilfesuchender kamen in die Ebracher Gasse, und jedem einzelnen soll Julitta das Gefühl unbedingter schwesterlicher Anteilnahme und völliger Hingabe gegeben haben, ob nun durch Hilfe im Gespräch oder Lebensmittel. Ihr ganzes Tun – so berichten Zeitzeugen – sei von der Liebe geprägt gewesen sein, getreu ihrem Lebensmotto: „Gehen Sie den Weg der Liebe; er ist nicht schwer!" Für die vielen Notleidenden in Mittel- und Ostdeutschland rief Julitta zudem einen Paketnotdienst ins Leben. Trotz knapper Mittel schickte sie zeitweilig bis zu zehn Pakete am Tag ab und versorgte so zahlreiche Familien mit dem, was sie am dringendsten benötigten.
Heimgeholt von Gott
In den Jahren 1953 und 1954 durchlebte Schwester Julitta nochmals eine tiefe Erfahrung mit „wüsten Attacken dämonischer Kräfte", was sie aber nur noch stärker und freudiger machte. Nach einer Lungenembolie mit Herzinsuffizienz im September 1966 erwartete sie schließlich freudig den Tod. Zeitlebens war sie darauf vorbereitet; so schrieb sie schon 1912 über die Todesstunde: „Dein Gott selbst holt dich heim! O glückliche Stunde, glücklicher Augenblick, der mich von der Zeit versetzen wird in die Ewigkeit!" Schwester Julitta starb am 13. November 1966. Eine Mitschwester berichtete: „Das Angesicht wurde jugendfrisch, und es leuchteten aus ihm wieder die schönen, hellblauen Augen (...). Ihr offener, verklärter Blick verlor sich in der Ferne."