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Sel. Megingoz von Würzburg

Auch Megingaud, Megingotus, Meingoz, Meingold, Maingut  Zweiter Bischof von Würzburg (754 – 769), Abt des Benediktinerklosters Neustadt am Main

* 710 in Franken
+ 783 in Neustadt am Main

Gedenktag: 26.September

Von ihm kursieren bis heute rund ein Dutzend Namen, doch als Person ist Bischof Megingoz von Würzburg so gut wie in Vergessenheit geraten. Vielleicht liegt es daran, dass der gebürtige Franke als zweiter Bischof von Würzburg (754-769) stets im Schatten des großen Angelsachsen Burkard stand. Dessen ungeachtet hat Megingoz Spuren in seinem Bistum hinterlassen.

I. Leben

Bonifatius-Schüler

Megingoz wurde um 710 in Franken geboren. Im Gegensatz zu Bonifatius und Burkard ist Megingoz also kein Angelsachse, sondern entstammt einem begüterten ostfränkischen Adelsgeschlecht, nämlich dem der Mattonen; laut Lorenz Fries war er zudem Graf zu Rothenburg ob der Tauber. 
738 wird Megingoz als Mönch und Diakon im hessischen Kloster Fritzlar erwähnt, das von Bonifatius gegründet wurde. Megingoz war dort vermutlich zunächst ein Schüler des großen Bonifatius, um dann selbst Klosterschüler zu betreuen und Unterricht in der Klosterschule zu geben. In Fritzlar machte er vermutlich auch die Bekanntschaft des späteren Mainzer Erzbischofs Lullus und von Sturmius, dem Gründer der Abtei Fulda. Im Jahr 742 wurde Megingoz von Burkard und Bonifatius als Abt in der Klosterzelle Rorlach/Rorinlacha (beim heutigen Neustadt am Main) eingesetzt. Als zweiter Abt von Rorlach folgte Megingoz Burkard nach und ließ „an der alten Statt“ im Tal (unter dem heutigen Pfarrheim) eine kleine, einschiffige Saalkirche mit nördlichem Klaustrum erbauen.

Zweiter Bischof von Würzburg

Als zwölf Jahre später, im Frühjahr des Jahres 754, Burkard als Bischof von Würzburg abdankte, bestimmte er Megingoz zu seinem Nachfolger. Dieser wurde daraufhin von Karlmann zum Bischof von Würzburg ernannt und durch Bonifatius geweiht.
Gleich zu Beginn seiner Regierungszeit, im Jahr 755, ließ Megingoz am Fundort der Leichname der drei Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan einen Memorialbau errichten, der die Erinnerung an den Martyriumsort wach halten sollte. Heute befindet sich an dieser Stelle die Krypta des Neumünsters.

Darüber hinaus nahm Megingoz wie bereits sein Vorgänger regen Anteil an den Geschäften des fränkischen Reiches und reiste zu Reichsversammlungen und Synoden. 757 nahm er am Konzil in Compiègne teil, 762 an der Synode zu Attigny. Wie aus drei Briefen an Lullus von Mainz hervorgeht, hatte Megingoz großes Interesse an Theologie und praktischer Seelsorge. Auf Anregung von Megingoz und Lullus entstand übrigens die älteste Lebensbeschreibung des hl. Bonifatius, die um 760 von Willibald von Eichstätt geschrieben wurde.

Abt des Klosters Neustadt am Main

Aufgrund interner Querelen – manche Forscher vermuten einen handfesten materiellen Streit um Besitzungen – verzichtete Megingoz 769 auf sein Bischofsamt, zog sich mit einigen Mönchen nach Rorlach zurück und gründete eine Benediktinerabtei. Megingoz’ Nachfolger auf dem Bischofsstuhl hieß Berowelf; er soll den alternden Abt bis zu seinem Tod immer wieder belästigt haben.

Vor dem Hintergrund der geplanten Sachsenmissionierung Karls des Großen schickte Berowelf (oder sogar Karl selbst) 50 Glaubensbrüder nach Rorlach, die dort als Mönche und Missionare ausgebildet werden sollten. Wegen des enormen Platzbedarfs baute Megingoz ab 772 ein Übergangskloster mit Kirche auf dem Michaelsberg, während zugleich im Tal an der „neuen Statt“ ein neues Benediktinerkloster errichtet wurde. 781 konnte das neue Kloster mit der karolingischen Abteikirche „Peter und Paul“ geweiht werden. Neben Karl dem Großen sollen auch die Bischöfe Willibald von Eichstätt und Lullus von Mainz teilgenommen haben. Laut Stiftungsurkunde erhielt Neustadt Reliquien der hl. Maria und des hl. Martin.

Obwohl nicht mehr in Amt und Würden, nahm Megingoz auch weiter an Kirchenweihen teil (774 in Lorsch und um 780 in St. Goar) und traf so immer wieder mit der geistlichen Elite seiner Zeit zusammen.

Am 26. September 783 starb Megingoz in Neustadt am Main. Sein Leichnam wurde zunächst in Neustadt bestattet. Später (vermutlich 795) wurde sein Sarkophag nach Würzburg in den Salvator-Dom, die spätere Neumünsterkirche, gebracht. Im 14. Jahrhundert stand er im Neumünster unter der Stiege der Orgel. 1711 wurde er in die Kiliansgruft überführt.

Die Vers-Inschrift auf der Sargplatte von Bischof Megingaud ist die älteste erhaltene Monumentalinschrift Frankens nach der Römerzeit und lautet nach Franz Xaver Herrmann:

„Hier bedeckt der Rasen den Leib des berühmten Prälaten (= Abt und Bischof).
Staub kehrt wieder zum Staub, Sternengefild sucht der Geist.
Megingoz war in diesem Lose des Leiters der zweite (2. Abt in Neustadt, 1. Abt war Burkard),
und in dem frommen Amt wirkte er willig und gern.
Führte ihn doch zu der Ehre der Burg Bonifatius selber,
setzte ihn damals ein in den geheiligten Stand.
In dieser Welt hat er rein als Prophet gelebt, ohne Fehler (Anspielung auf Berowelf);
Da er mit Christus (sich freut), erntet er jubelnd den Lohn.
Bischof Megingoz ist gestorben am 6. Tag vor den Kalenden des Oktober (= 26. September).“

II. Verehrung, Darstellung, Zeugnisse

Ob Megingoz nun als Seliger oder Heiliger verehrt wird, ist letztlich nicht zu klären.
Laut der „Deutschen Biographie“ (Bayerische Staatsbibliothek) blieb „sein Andenken in der Volksfrömmigkeit jahrhundertelang lebendig“. Obwohl er in der älteren Geschichtsschreibung vielfach als Heiliger bezeichnet wird, enthält das römische Martyrologium seinen Namen nicht. Im Bistum Würzburg jedenfalls wird Megingoz nach den Worten von Klaus Wittstadt und Wolfgang Weiß als Seliger verehrt. Auch die Inschrift an der Figur im Würzburger Dom-Chor weist ihn als Seligen aus.

Im Bewusstsein der Menschen ist Bischof Megingoz heute kaum noch verankert. Der Nachfolger Burkards auf dem Würzburger Bischofsstuhl ist im Laufe der Jahrhunderte ins Dunkel der Geschichte zurückgetreten. Nicht zuletzt aus diesem Grund gibt es im gesamten Bistum Würzburg keine (Kirchen-) Bauten, die seinen Namen tragen.

Das 816 gegründete Benediktinerkloster Megingaudshausen im Steigerwald geht übrigens nicht auf Bischof Megingoz zurück, sondern auf dessen Neffen gleichen Namens, Graf Megingoz und seine Frau Imma. Nach 877 verließen die Mönche Megingaudshausen wieder und übernahmen die 780 gegründete Klosteranlage in Schwarzach am Main.

III. Bedeutung und Glaubensbotschaft

Der Würzburger Geschichtsschreiber Magister Lorenz Fries (1546) hob im „Lobspruchs Meinguts“ vor allem dessen Bescheidenheit und Gottesfürchtigkeit hervor: Da ihn weltliche Besitztümer und Ruhm nur von Gott ablenken würden, habe er sein Amt und seinen Besitz abgegeben und sein Leben im Kloster beschlossen, heißt es da.

Ganz ähnlich wird Megingoz in der „Bavaria Sancta – Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes“ (1861) beschrieben: 
„Er lebte ganz für seine Gemeinde und förderte das gottgeheiligte Leben in den Klöstern mit heiligem Eifer. (…)Unter ihm gewann die Kirche von Würzburg nicht bloß geistigen Zuwachs, sondern auch zeitliche Güter. Viele Adelige vermachten einen Teil ihres Besitztums an die Kirche. Dem frommen Bischof war die Obsorge über dies zeitliche Gut eine unerträgliche Last. Er hatte selbst immer in klösterlicher Armut gelebt und fürchtete die Gefahren des Reichtums. Dabei war er voll Milde und Nachsicht gegen die ihm untergebenen Kanoniker, bis auf einem höheren Fuße lebten. Sein Verlangen nach der Armut und Einsamkeit des Klosters wurde mit jedem Jahre größer. Diesem Verlangen nachgebend wendete er sich an den Papst Hadrian I. mit der Bitte, dass das Bistum ihm abgenommen und einem Andern übertragen werde. (…) Megingoz aber zog sich mit mehreren Geistlichen in das Kloster Neustadt zurück. Aber auch hier konnte der unermüdete Arbeiter nicht untätig sein. (..) Neustadt wurde nun eine Pflanzstätte christlicher Bildung und heiligen Lebens für das ganze Frankenland.“

Die ihm anvertrauten Güter verwandte Megingoz auch darauf, neue Klöster in seinem Bistum zu gründen. Nicht umsonst habe es im Bistum Würzburg im 9. Jahrhundert die meisten Klostergründungen unter den deutschen Bistümern gegeben, schreibt etwa Hans Behr (1986). Damit – so Behr weiter – wurde Mainfranken unter Megingoz „vom missionierten Objekt zum missionierenden Subjekt der Geschichte“.

Anja Legge